Macondo-Festival 2006

Donnerstag, 09. November

20.00 Uhr, Theater unter Tage (TuT)

[Club der jungen Dichterinnen]

Nachdem der Abend mit drei jungen Lyrikern im vergangenen Jahr ein großer Erfolg war, lassen wir diesmal die Frauen zu Wort kommen. Drei Autorinnen, die zum Teil bereits mehrfach mit Gedichten in Macondo vertreten waren und zur Speerspitze junger deutschsprachiger Lyrik zählen, werden unter Beweis stellen, dass das Gedicht auch im 21. Jahrhundert begeistern kann.

Silke Andrea Schuemmer

Pressestimmen:

„Sie spielt leichthändig auf der Klaviatur der Sprache.“ – Dr. Ulrich Janetzky, LCB

Gedicht:

Hinter der Schlafbrille:

Lazarett Insekten Schnee

III

Kein Iglu kann man daraus bauen

obwohl die Schädeldecke so gewölbt wie eines ist

Kein Zuhause und das Weltall reicht von einem

Ohr zum andren hin tiefer als der Tag es glaubt

Im Innern rieselt stetig Aschenschlaf

Da streun die Eisheiligen, was ohne Sünde bleibt

Schwarz geflockte Teilchen wirbeln bis zum Grund

tauen an und sind schon hinabgeschluckt

Und neuer Schnee schwebt durch

das große Schüttelglas

Es rutschen Muren los vom Stirnsteilhang

Lawinen federleichten Staubs

Die Augendeckel fest verpfropft bleibt im Kopf

das Klima gleich auf Nacht und schwerelosem Sturm

Unter der Asche erstarren konserviert

pappig warm Gedankenmumien

Silke Andrea Schuemmer, geboren 1973 in Aachen, lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Lyrik findet sich hauptsächlich in Anthologien und Magazinen sowie in einem bibliophilen Druck der Edition Fiebig. Im kookbooks-Verlag erschien 2004 ihr hochgelobter und hoch poetischer Roman „Remas Haus“. Unter ihren zahlreichen Stipendien und Auszeichnungen befinden sich der Christine-Lavant-Förderpreis (1997), der Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis (1999) und der Walter-Serner-Preis (2005). Am 10. November erhält sie den Förderpreis des Landes NRW (Sparte Dichtung und Literatur) für junge Künstlerinnen und Künstler.

Internet: [www.silke-andrea-schuemmer.de]